André Witschi ist Chairman of the Supervisory Board von Steigenberger Hotels and Resorts. Im Interview mit den 101 Besten spricht er über Markenneueinführungen der Deutschen Hospitality, sowie über Wachstum und Luxus.
Die Deutsche Hospitality will eine neue Marke einführen: die Steigenberger Porsche Design Hotels. Was verbindet das Hotelunternehmen mit dem Sportwagenhersteller?
Steigenberger und Porsche sind fast auf das Jahr genau gleich alt. Beide Marken haben sich unabhängig voneinander in ihrer Geschichte zu Qualitätssiegeln für „Made in Germany“ entwickelt. In der über neunzigjährigen Geschichte der beiden Marken war es ihnen auch immer gemeinsam, dass der Kunde immer im Mittelpunkt
allen Denkens und Handelns steht. Und beiden Marken
gemeinsam war und ist es auch, dass sie sich nicht auf
der jeweiligen Historie ausruhen, sondern immer versuchen, mit innovativen neuen Konzepten und Ideen zu überzeugen. Uns verbinden also unsere Tradition, unser Wertekanon und ein ähnliches Verständnis davon, wie wir unseren Kunden in Zukunft begegnen wollen. Im Kern geht es darum, wie wir Dienstleistung verstehen und gemeinsam weiter ausbauen wollen.
Welche Ziele sind damit verknüpft? An welche Standorte denken Sie?
Wir können uns Steigenberger Porsche Design Hotels
sehr gut in Dubai, Schanghai, London, Paris, Singapur
und New York vorstellen. Dabei sind wir aber nicht zwangsläufig an Metropolen gebunden. Ein Steigenberger Porsche Design Hotel kann auch sehr gut als ein Resort in den Bergen oder an einem außergewöhnlichen Strand funktionieren. Wichtig ist, dass der Standort einzigartig ist und zur Marke passt.
Soll die Luxusmarke Steigenberger Icons weiter ausgebaut werden, oder bleibt es bei den sechs Hotels?
Die Hotelfamilie der Steigenberger Icons wird definitiv weiter ausgebaut. Neuester Familienzuwachs ist dabei das Steigenberger Icon Europäischer Hof in Baden-Baden, im Übrigen das Gründungshotel der Steigenberger Gruppe, das nun wieder zurück zu Steigenberger kommt. Insgesamt wird sich das Wachstum der Steigenberger Icons aber deutlich langsamer als beispielsweise die Entwicklung von IntercityHotels oder Zleep Hotels in den Midscale- und Economy-Segmenten vollziehen. Ein Steigenberger Icon ist kein Produkt, dass schlüsselfertig entwickelt werden kann. Ein Icon wächst aus einer einzigartigen Historie, einer einzigartigen Lage und einem unvergleichbaren individuellen Service.
Es wurden auch Perspektiven in Asien angekündigt. Welche Pläne gibt es, und kann Steigenberger mit Traumpalästen in Singapur oder China mithalten?
Wir wollen gar nicht mit anderen Hotels mithalten, sondern gemeinsam mit unserem Shareholder Huazhu einzigartige Hotelerlebnisse erschaffen. So wie das erste Steigenberger Hotel & Resort in Jinan in China Ende Mai erfolgreich eröffnet wurde und jüngst eine einhundertprozentige Belegung erreichte, sehen wir gemeinsam mit unserem Shareholder auch für die Marke Steigenberger Icons in China eine sehr positive Perspektive. Jedes Steigenberger Icon wird die Gäste auch dort mit seiner eigenen Handschrift gegenüber anderen Hotelangeboten im Luxusbereich überzeugen.
Die Muttergesellschaft Huazhu hat vor allem Mittelklassehotels. Wie attraktiv ist der Luxusbereich von Steigenberger für Huazhu?
Huazhu ist eines der erfolgreichsten Hotelunternehmen weltweit. Heute gehören über 7.000 Hotels zum Netzwerk unseres Shareholders. Der Ansatz von Huazhu und der Deutschen Hospitality ist es, das Beste aus beiden Welten zu vereinen: Tradition und Innovation. Das Portfolio der Deutschen Hospitality ergänzt das Portfolio von Huazhu optimal. Im Luxury- und Upscale-Bereich bringt Steigenberger eine mehr als 90-jährige Tradition und Expertise mit. Der Luxus- und Lifestylebereich der Deutschen Hospitality mit den Marken Steigenberger Icons, Steigenberger Porsche Design Hotels oder auch der neuen Marke House of Beats ist sehr attraktiv für Huazhu.
Welche Themen werden im Luxusbereich immer wichtiger?
Luxus ist immer individuell. Und diese Individualität muss zudem nachhaltig sein, natürlich einmal als Erinnerung, aber auch als Lebenseinstellung. Nachhaltigkeit bedeutet nicht Verzicht, sondern eine Aufwertung des Erlebnisses im Hotel. Auch hochwertige digitale Services werden zunehmend wichtiger als Teil einer individualisierten Guest Journey im Luxusbereich.
Luxury ist mit einer besonderen Serviceexzellenz verbunden. Kann das in der Zeit des Personalmangels noch gewährleistet werden?
Das Thema Personalressourcen stellt die gesamte Branche vor immense Herausforderungen. Insbesondere im Luxussegment können wir bei der Deutschen Hospitality aber momentan noch glücklicherweise auf den exzellenten Ruf aufbauen, den sich die Steigenberger Hotels & Resorts über viele Jahre aufgebaut haben. Dennoch gilt es gerade im Recruiting, aber noch viel mehr im Umgang mit den Mitarbeitenden, immer flexibel zu sein, den Mitarbeitenden zuzuhören, neue Wege zu gehen, Nachwuchs zu fördern und immer ein Gespür für Trends und Weiterentwicklung zu haben. Wir dürfen uns hier niemals ausruhen, müssen agil sein und um jeden einzelnen Mitarbeitenden werben.
Steigenberger hat einen strikten Wachstumskurs eingeschlagen. Wie soll die Expansion verwirklicht werden?
Die Deutsche Hospitality plant, bis zum Jahr 2027 von derzeit über 160 auf 700 Hotels zu wachsen. Ein Teil davon wird organisches Wachstum sein mit rund 25 Hotels im Jahr. Den größeren Teil des Wachstums werden wir im Franchise-Bereich realisieren sowie über Akquisitionen und Übernahmen. Mit dem Ausbau des Markenportfolios und der neuen Struktur, die im Unternehmen in den vergangenen Monaten umgesetzt wurde, sind die wichtigen Voraussetzungen für unser Wachstum in
Europa und darüber hinaus geschaffen worden.