Mark Jacob leitet seit sechs Jahren The Dolder Grand in Zürich. Im Interview mit Carsten K. Rath spricht er über das Erfolgsrezept des Hauses und darüber, wie er gemeinsam mit seinem Team den Titel „Bestes Hotel der Schweiz“ verteidigt.
Wie hast du die Zeit während der Corona-Krise erlebt?
Mark Jacob: Wir leben aktuell in einer Zeit der Veränderung. Es mag ironisch klingen, aber ich blicke auch positiv auf die vergangenen Monate zurück. Aus den Erfahrungen lernen wir. Damit können wir nach vorne schauen und uns weiterentwickeln.
Wenn du all diese Erfahrungen zusammenzählst, was bleibt nach der Krise?
Mark Jacob: Wir haben gelernt, dass man auch in der Luxushotellerie etwas wagen und Ideen auch anderes umsetzen darf. Wir funktionierten zum Beispiel unsere Rezeption in eine Bar um. Vermutlich hätten wir im normalen Hotelbetrieb keine Bar mitten ins Herz des Hotels gestellt. Dank Corona testeten wir das einfach. Mit Erfolg: Wir haben sehr positives Feedback für unser Pop-up Konzept erhalten.
Du bist jetzt seit über zwölf Jahren hier im Haus, leitest es seit sechs Jahren und hast jetzt zum zehnten Mal hintereinander die Auszeichnung von Karl Wild als bestes Hotel der Schweiz gewonnen. Wie verteidigst du diesen Status? Die Konkurrenz schläft nicht…
Mark Jacob: Unser Erfolg ist auf eine absolute Teamleistung zurückzuführen. Wir arbeiten mit tollen Kollegen. Die Menschen, die sich tagtäglich um die Gäste kümmern, bringen uns weiter. Fortschrittliches Denken ist ganz wichtig, in der heutigen Welt darf man nicht stillstehen. Ich bin sehr stolz darauf, dass wir eine eigene Identität im The Dolder Grand aufgebaut haben. Wir erfinden uns immer wieder neu. Genau das ist wohl auch unser Geheimnis.
Immer wenn ich bei dir bin, fallen mir neue Kunstwerke auf. Nach welchem Prinzip integriert ihr Kunst in euer Hotelkonzept?
Mark Jacob: Unsere Kunst soll inspirieren und zum Denken anregen. Die Werke interagieren alle mit dem Gast. Mit Erfolg: Die Gäste nehmen die Kunstwerke ganz individuell wahr, reflektieren und schmunzeln auch. Unser loyalster Gast ist eine sehr lebensechte Bronzestatue, sie schläft seit Jahren kunstvoll in der Ecke. Sie liegt dort, wo die Gäste ihre Rechnungen bezahlen. Das Kunstwerk drückt aus, dass es eben auch Menschen gibt, denen es nicht so gut geht.
Was bedeutet die Auszeichnung von Karl Wild „Bestes Hotel der Schweiz“ für deine Mitarbeiter und generell für das geschäftliche Umfeld?
Mark Jacob: Für die Mitarbeiter ist die Auszeichnung eine Bestätigung. Die Leidenschaft, die sie zeigen, kommt bei den Gästen und auch in der Öffentlichkeit an. Natürlich hilft die Auszeichnung auch bei der Suche nach den besten Talenten. Potenzielle Mitarbeiter erkennen bereits von außen, dass sie im The Dolder Grand etwas lernen und sich entwickeln können. Das wiederrum ist ein wichtiger Schlüssel für das Gasterlebnis und den letztendlichen Erfolg.
Wir sind dankbar dafür, dass jemand den Mut hat und sich zu den Entwicklungen in der Hotellerie äußert. Das Ranking gibt einen wichtigen Anreiz, damit sich die Branche stetig weiterentwickelt. Gleichzeitig hilft es uns geschäftlich auch vor allem im Binnenmarkt. Hier werden wir noch stärker beachtet als zuvor.