Das Hotel Vier Jahreszeiten in Hamburg ist zum zweiten Mal in Folge das beste Hotel Deutschlands. Im Interview verrät Hoteldirektor Ingo C. Peters sein Erfolgsgeheimnis, spricht über die Relevanz von Nachhaltigkeit in der Hotellerie und erklärt, wie sich auch ein Traditionshaus digitalisieren kann.
Ihr seid zum zweiten Mal Platz 1 trotz Pandemie – wie habt ihr das geschafft?
Dank unserer Eigentümer, Familie Dohle, durften wir die Zeit effektiv für alle Bereiche nutzen. Wir haben eine neue Empfangshalle und alle drei Innenhöfe gestaltet sowie den 500 qm großen Weinkeller restauriert. Gerade in Zeiten der Pandemie lag Familie Dohle und mir jeder einzelne Mitarbeiter am Herzen. Von Beginn an wurden Gehälter während der Kurzarbeit zu 100%
aufgestockt. Es wurde in Schulungen und Mitarbeiterloyalität investiert. Wir sehen uns als eine Familie, die gemeinsam durch gute und durch schlechte Zeiten geht. Wir entwickelten ein umfangreiches Konzept für Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen. Unsere Gäste konnten sich vom ersten Tag an sicher bei uns fühlen. Generell ist dies eine Selbstverständlichkeit, doch die Pandemie hat ganz neue Sicherheitsbedürfnisse bei den Menschen offengelegt. Neben der Hardware, der Ausstattung des Hotels, haben wir vor allem in unsere wertvollste Ressource, unsere Mitarbeiter, investiert.
Ihr seid das beste Grandhotel – inwieweit sind Hotelkategorien für euch und eure Gäste ein wichtiger Orientierungspunkt?
Es ist ein sehr wichtiges Qualitätsmerkmal, und Gäste orientieren sich an objektiven Bewertungen. Demnach ist das Ranking von »Die 101 Beste Hotels Deutschlands« von enormer Relevanz für uns. Vor allem die verschiedenen Rubriken unterstützen den Entscheidungsprozess des Kunden bei seiner Suche nach dem besten Spa-, Stadt- oder Grandhotel zum Beispiel. Das jeweilige Serviceangebot ist auf die einzelnen Rubriken ausgerichtet, sodass der Gast das passende Hotel für sich entdecken und wählen kann. Mit der Auszeichnung als bestes Grandhotel können wir in zahlreichen Leistungs- und Anforderungskategorien positiv eingeordnet werden, was uns natürlich sehr freut.
Auch für unsere Mitarbeiter ist es von hoher Bedeutung
und ein Aushängeschild, im besten Grandhotel Deutschlands zu arbeiten. Auszeichnungen unterstreichen die Arbeit und belegen, dass die eigene Leistung von Bedeutung ist, was einen der wichtigsten Faktoren für das Engagement der Mitarbeiter:innen darstellt.
Wir vergeben den Digitalpreis, warum hat das für euch Relevanz?
Der technische Fortschritt ist wohl das wichtigste Thema in der Tourismusbranche. Gerade weil wir auf eine nahezu 125-jährige Tradition zurückblicken, legen wir besonderen Wert darauf, unser »Mindset« zu digitalisieren. Unsere Gäste informieren sich auf unterschiedlichsten Wegen und Kommunikationskanälen über das Hotel, mit zunehmender und eindeutiger Onlineausrichtung. Die beiden Welten der Offline- und Onlinedarstellung eines Hotels ergänzen sich. Mit digitalen Technologien steuern wir Prozesse und Abläufe im Hotel effizienter und flexibler und ermöglichen unseren Gästen einen schnelleren und komfortableren Zugang zu Informationen. Die Customer Journey ist entscheidend – je mehr Berührungspunkte wir bereitstellen, desto größer ist der Zugang zum potenziellen Gast. Unsere Website, Social Media, Onlinebewertungen, Suchmaschinen, Auszeichnungen – all das hat höchste Relevanz für uns. Und doch ersetzen diese digitalen Touchpoints niemals das persönliche Gespräch, die Beratung, den Service vor Ort, die persönliche Empfehlung auf analogem Weg. Mit der Zeit gehen heißt für uns, Historie und Moderne geschickt miteinander zu
verbinden, online wie offline.
Nachhaltigkeit ist ein Topthema für unsere Gäste und damit auch für die gesamte Hospitality – wie geht ihr damit um, was bietet ihr den Gästen?
Luxus wird oft mit Opulenz verwechselt, was meiner Meinung nach falsch ist. Es hat ein Wertewandel stattgefunden – sicherlich auch unterstützt durch die vergangenen Monate. Vor allem in der heutigen Zeit bedeutet Luxus viel mehr, auf Qualität zu achten und entsprechend Dauerhaftigkeit und Langlebigkeit zu
gewährleisten. Unser Invest in Qualität gewährleistet eine Langlebigkeit in allen Bereichen. Besonders wichtig ist die Verarbeitung hochwertiger Materialien. Im besten Fall können diese wiederverwendet, repariert, recycelt oder – wie häufig bei uns – auch restauriert werden. Dies ermöglicht einen längeren »Lebenszyklus« und schont die Umwelt.
Was ist dein persönliches Lieblingshotel und vor allem, warum?
Ich hatte das Glück in vielen großartigen Hotels übernachten zu dürfen, allerdings gibt es ein Hotel, das ich immer in bester Erinnerung halten werde – das Laucala Island Resort. Laucala Island liegt im traumhaften Archipel der Fidschi-Inseln und ist eine private Südseeinsel wie aus dem Bilderbuch. Dieses Resort hat mich auf allen Ebenen beeindruckt und wirklich keine Träume
unerfüllt gelassen. Besonders beeindruckt hat mich die ganz besondere Interpretation eines All-Inclusive Resorts auf Fünfsterne-plus-Niveau. Jegliche Serviceleistungen sind zu jeder Zeit für alle Gäste verfügbar und inklusive. Das Schöne an diesem Konzept ist, dass man als Gast nie planen muss, vollste Flexibilität hat und somit einfach in den Tag leben kann.