„Großartige Hotels beflügeln mich.“

„Großartige Hotels beflügeln mich.“
Prof. Nico Hofmann, Regisseur und CEO des Filmunternehmens UFA, ist ein profunder Kenner der Hotellandschaft. Als Ehrengast wird er im November Festredner für die geplante Preisverleihung im Hotel Adlon Kempinski in Berlin.
Nico Hofmann, Sie sind beruflich viel unterwegs und schlafen rund 200 Nächte im Jahr außer Haus. Ist das eine Last oder ein Vergnügen?
Hofmann: Offengestanden ein Vergnügen, das Hotel wird vielerorts zur zweiten Heimat und die Mitarbeiter zur Familie – das erfordert allerdings Offenheit und Neugier auf beiden Seiten – und: es funktioniert nur in exzellenten Häusern
Was bedeuten Hotels für Sie? Sind es nur Schlafstätten oder mehr?
Hofmann: Großartige Häuser beflügeln mich – durch Lage, Atmosphäre, Menschen… es gibt in der Tat Hotelerlebnisse, die fast schon spirituell wirken: der nächtliche Blick im Park Hyatt von seinem Pool und Spa-Bereich über Tokio beispielsweise, das passt schon zum gleichnamigen Filmtitel „Lost in Translationen“ – das Hotelerlebnis versetzt in andere Zustände, manchmal kann es Glück, Geborgenheit und Leichtigkeit sein.
Sind Sie ein komplizierter Gast?
Hofmann: Ich bin ein grundsätzlich offener und positiver Gast aber die Stimmung kann drehen, wenn wirkliche Mängel im Service oder der Zimmer vorliegen. Es gibt ein Grundverständnis in der gegenseitigen Erwartung von Gast zum Hotel und umgekehrt; unter anderem drückt sich das im Zimmerpreis aus. Stimmen diese Erwartungen qualitativ überhaupt nicht zueinander, wird es auch bei mir problematisch.
Hotels sind auch Drehorte für Filme. Gibt es Klischees, wofür Hotels stehen?
Hofmann: Die weltweite Hotellerie hat sich in den letzten Jahren so verändert, dass es eigentlich keine Klischees mehr geben sollte – oder man könnte sagen: es gibt für jedwedes Klischee das passende Hotel. Hotellerie ist ihren Klischees entkommen, sie setzt heute eigentlich selbst die Maßstäbe, diese Individualisierung ist ausgeprägter denn je; selbst die Ketten-Hotellerie spezifiziert immer mehr durch ihre Fragmentierung in immer neue Marken
Würden Sie einem General Manager raten, sein Haus für als Filmkulisse zur Verfügung zu stellen?
Hofmann:. Nur, wenn das Hotel mit seiner ganz eigenen Geschichte, in seiner Individualität anerkannt wird und sich auch gleichermaßen präsentieren darf. Da gehört die genaue Lektüre des Drehbuchs dazu. Es gibt andrerseits unzählige, wunderbare Hotelfilme, von „ Some like it hot“ bis „Lost in Translation“, die ohne das Hotel gar nicht denkbar wären.
Da Sie auch viel im Ausland reisen: Wie beurteilen Sie die Qualität der Hotels in Deutschland?
Hofmann: Deutschland hat für mich in den letzten Jahren stark aufgeholt, der Markt profitiert durch seine Internationalisierung in den Teams. Erfahrungen in Asien liegen immer wieder ganz an der Spitze meiner Erlebnisse, umso negativer sind viele Erfahrungen in den USA geworden, hier empfinde ich mittlerweile die größte Diskrepanz, leider vor allem in den Spitzenhäusern und auch in der Anwendung der Kundenbindungsprogramme.
Was ist im Ausland manchmal besser?
Hofmann: .Höflichkeit, Demut und Gastversprechen liegen in Asien spürbar höher und werden gelebt. Das Interesse am Gast wird als zutiefst ehrlich empfunden. In den USA bleibt es beim Blick auf die Kreditkarte.
Nun gibt es das neue Ranking „Die 101 besten Hotels in Deutschland“. Wozu braucht es Ranglisten?
Hofmann: Ranglisten sind so gut wie die Genauigkeit der Daten, Gremien, Maßstäbe und der Transparenz bei ihrem Zustandekommen. Ranglisten sollten nicht nur bestätigen sondern auch Lust machen, neue, gut bewertete Häuser auszuprobieren – diesem Credo folge ich seit Jahren
Verraten Sie uns ihr Lieblingshotel?
Hofmann: Es gibt nicht nur das eine Lieblingshotel, sondern viele, über viele Jahre hinweg: das Brenners in Baden/Baden, der Adler in Asperg, das Andaz in München, das Park Hyatt in Hamburg, das neue Waldorf Astoria Beverly Hills und mein eigenes Ferienhaus auf Föhr, das ich mit meiner ganzen Hotelexpertise umgebaut habe und professionell vermiete. Ich höre mir jede Gasterfahrung an.
Nico Hofmann
Geboren: 1959 in Heidelberg
Ausbildung: Volontariat Mannheimer Morgen, Studium Hochschule für Fernsehen und Film in München
Stationen:
Regie (Auswahl): Balko, Tatort – Tod im Häcksler, Der Sandmann, Solo für Klarinette
Produzent (Auswahl): Der Tunnel, , Dresden, Die Flucht, Die Sturmflut, Der Turm, Bornholmer Straße, Der Fall Jakob von Metzler, Unsere Mütter, unsere Väter, Deutschland83, Nackt unter Wölfen, Ich bin dann mal weg, Der Medicus, Der Junge muss an die frische Luft, Ku’damm 56 / 59, Charité
TV: Der Tunnel, Dresden, Die Sturmflut, Die Flucht, Der Turm, Der Fall Jakob von Metzler, Unsere Mütter, unsere Väter, Bornholmer Straße, Nackt unter Wölfen, Deutschland83, Ku’damm 56 / 59, Charité
Kino: Der Medicus, Ich bin dann mal weg, Der Junge muss an die frische Luft
Gemeinsam mit Bernd Eichinger Initiator des Nachwuchspreises First Steps
Mitbegründer der Produktionsfirma teamWorx (heute UFA Fiction)
Autor des Buchs „Mehr Haltung, bitte!“
Jetzige Tätigkeiten:
Co-CEO der UFA GmbH (2015 – 2017)
Alleiniger CEO der UFA GmbH (seit 2017)
Professor an der Filmakademie Baden-Württemberg (seit 1995)
Intendant Nibelungen-Festspiele Worms (seit 2015)
Auszeichnungen (Auswahl): mehrfach Grimme-Preis, Bayerischer Fernsehpreis, Deutscher Fernsehpreis, BAMBI, Goldene Kamera, Deutscher Filmpreis, zwei International Emmy Awards, Carl Laemmle Produzentenpreis.