Worauf achtet Tennislegende Michael Stich im Hotel? Und warum unterstützt er das Kuratorium der 101 besten Hotels Deutschlands?
Michael Stich, Sie sind seit Ende der 1980er-Jahre international unterwegs, erst als Tennisspieler, dann als Turnierdirektor, BBC-Kommentator und im Rahmen Ihrer Stiftung. Wie hat sich das Reisen und Übernachten seither verändert?
Das hat sich extrem verändert. Für mich war es zu Beginn meiner Karriere als Tennisprofi etwas sehr Besonderes, in die Welt zu reisen und in Hotels leben zu dürfen. Denn es war nicht wirklich erschwinglich für meine Familie. Im Vergleich zu früher ist das Reisen einfacher geworden. Es gibt beispielsweise viel mehr Flüge, was in Bezug auf die Umwelt nicht nur positiv zu sehen ist.
Worauf achten Sie, wenn Sie ein Hotel betreten?
Extrem wichtig ist mir Sauberkeit. Und ich achte auf die Menschen. Wenn ich mit Namen begrüßt werde oder meine Vorlieben bekannt sind, fällt es mir leichter, mich zu Hause zu fühlen. Wie in einem Hotel in Paris, in dem meine Frau und ich zwei Daunendecken haben wollten, statt einer gemeinsamen Bettdecke. Das klappt seit mehr als zehn Jahren perfekt, ohne dass ich es jedes Mal anmelden muss.
Wie sehen Sie im internationalen Vergleich die Hotels in Deutschland?
Deutschland muss sich nicht verstecken. Die Hoteliers können auf die Qualität stolz sein und dürfen ihr Licht nicht unter den Scheffel stellen. Allerdings sind die Preise aus meiner Sicht oftmals zu günstig.
Welche Frage wollen Sie beim Einchecken nicht gestellt bekommen?
Ganz klar: Hatten Sie eine gute Anreise? Das ist banal und nicht wirklich empathisch. Selbst wenn ich sie hatte, weiß ich, dass es den Menschen an der Rezeption gar nicht interessiert. Andererseits kann ich auch nicht eine Viertelstunde erzählen, wie schrecklich die Reise war. Insgesamt ist es ein Balanceakt, wie einem Unbekannten gegenüber das Eis gebrochen werden kann. Besonders gefallen hat mir die Begrüßung im Peninsula
in New York, wo über Jahre hinweg der gleiche Bell Boy am Eingang stand. Als ich wieder einmal mit dem Taxi ankam, begrüßte er mich herzlich mit den Worten: »Great to see you again!« Das hat mich berührt, denn es war mutig, spontan und keine Floskel.
Welche Perspektive sehen Sie für Veranstaltungen?
Ich glaube, dass es einen großen Nachholbedarf geben wird. Seit Monaten fehlen soziale Kontakte, wir brauchen Interaktion. Die Menschen sind hungrig nach persönlichem Austausch.
Was bedeutet Luxus für Sie?
In erster Linie Zeit – für mich, meine Familie und enge Freunde. Dazu natürlich Gesundheit.
Sie wurden für Ihr soziales Engagement vielfach ausgezeichnet und unterstützen etwa HIV-infizierte
Kinder. Gehört soziales Engagement heutzutage zu einem glaubwürdigen Luxusunternehmen dazu?
Nein, das würde ich nicht sagen. Es ist zwar schön, wenn ein Unternehmer ein Selbstverständnis hat, in dem ihm soziales Engagement wichtig ist. Aber es ist nicht sinnvoll, sich nur deshalb gesellschaftlich zu engagieren, weil man es tun sollte.
Sie sind zusammen mit anderen herausragenden Persönlichkeiten ins Kuratorium der 101 besten Hotels
Deutschlands berufen worden. Wie kann Ihrer Einschätzung nach die Hotellerie mehr gesellschaftliche Relevanz bekommen? Je älter ich werde, desto mehr merke ich, dass es auf
den Austausch mit Menschen ankommt. Das ist das, was
hängenbleibt. Und die Hotellerie bringt Menschen zusammen. Orte für die Kommunikation und unvergessliche Erlebnisse zu schaffen, ist in meinen Augen noch wichtiger als die Zimmerausstattung.
Als Sportler sind Sie Wettbewerb gewohnt und hatten selbst jahrelang die ATP-Weltrangliste im Blick. Dabei haben Sie viele Siege gefeiert, etwa in Wimbledon, bei den Olympischen Spielen, im Davis Cup und bei der ATP-Weltmeisterschaft. Wie wichtig ist ein Ranking?
Es bringt Motivation und ist ein Gradmesser für die Beurteilung der eigenen Leistung. Dazu braucht es tolle Mitarbeiter:innen und Teams sowie die richtigen Ideen.