Die Sacher Hotels zählen zu den renommiertesten, familienbetriebenen Grand Hotels der Welt. Moderne und Tradition vereint die Familie zum einzigartigen Sacher-Erlebnis, das bereits Staatsoberhäupter wie Königin Elisabeth II. und Größen aus Kunst und Kultur inspirierte.
Von Carsten K. Rath
Ihr seid krisenerprobt, die Legende der Sacher Hotels begann in unwegsamen Zeiten. Nimm uns ein Stück mit in eure Geschichte.
Matthias Winkler: Wir starteten tatsächlich mit einer Krise: Der 16-jährige Lehrling – Franz Sacher – stand abends allein in der Küche. Plötzlich orderte der Prinz von Metternich noch eine Nachspeise für einen wichtigen Gast. Franz Sacher zauberte ohne Hilfe die erste Schoko-Torte und begeisterte damit den Prinzen. Mit diesem Produkt gründete er später ein Delikatessengeschäft. Sein Sohn wiederum eröffnete das erste Sacher Hotel hinter der Wiener Staatsoper. Mit der Zeit wurden die Räumlichkeiten größer, das Hotel Sacher Salzburg kam dazu. Das Hotel Bristol in Wien und zahlreiche Kaffeehäuser in verschiedenen Städten eröffneten. Dennoch ist die Original Sacher-Torte wohl bis heute am Bekanntesten.
Die Hotel-Landschaft verändert sich aktuell massiv. Was bedeutet das für eure internen Prozesse in den Sacher Hotels und vor allem am Ende für die interne Haltung?
Matthias Winkler: Ich glaube, dass der Stillstand drei wichtige Eckpunkte herausgearbeitet hat: Erstens: Eine stabile Wirtschaft ist entscheidend für eine funktionierende Gesellschaft. Es muss zukünftig noch mehr in Richtung einer leistungsorientierten Gesellschaft gehen und zwar mit voller Solidarität gegenüber jenen, die nicht können, aber auch einer klaren Position gegenüber jenen, die nicht wollen. Das müssen wir auch in unseren Unternehmen so umsetzen.
Zweitens hat das ewige Optimieren – hier noch ein halbes Prozent, dort noch ein Prozent – für ein gewisses Ungleichgewicht gesorgt. Ein wachsender Hotelbetrieb braucht vor allem begeisterte Gäste, ebenso die besten Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und natürlich auch ausreichende finanzielle Mittel, um reinvestieren zu können. Dieses Gleichgewicht ist meiner Ansicht nach aus den Fugen geraten. Auch wir haben hier Nachholbedarf.
Drittens hat uns die Krise gezeigt, wie wichtig Respekt und Toleranz gegenüber allen anderen sind. Auch das ist im Laufe der Zeit aus dem Fokus geraten. Manchmal vergessen wir einfach, dass es eben auch „nur“ Menschen sind, die die hohen Erwartungen erfüllen und sich dabei besonders bemühen.
Du führst die Sacher Hotels auf einem sehr hohen Service-Niveau. Was unterscheidet denn in der Essenz ein Grandhotel von einem Fünf-Sterne-Hotel?
Matthias Winkler: In unserem Fall ist es sicher die Familie, die präsent ist. Wenn Sie ins Sacher Hotel nach Wien und nach Salzburg kommen, kommen Sie quasi zu uns nach Hause. Fast alle Mitarbeiter haben wir persönlich eingestellt. Viele begleiten uns über Jahrzehnte. Jedes Bild, das an der Wand hängt, jede Couch, die dort steht, wählten wir selbst aus. Die Antiquitäten und Bilder sind seit Generationen im Besitz der Familie. Die Gäste kommen also in eine sehr private Atmosphäre, die besonders mit Wien und mit Salzburg verbunden ist. Das ist etwas ganz anderes, als ein von irgendeinem fremden Architekten designtes Interieur. Das Wichtigste aber sind die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, mit ihrem leidenschaftlichen Bekenntnis zur Excellence. Sie setzen neue Ideen um und verhalten sich sehr kollegial. Ich glaube, das sind die wesentlichen Unterschiede.
In der Schweiz kürt Karl Wild seit 20 Jahren „Die besten Hotels der Schweiz“. Dieses Jahr seid ihr Ehrengäste in der Hotelliste „Die besten 101 Hotels Deutschlands“. Wie wichtig ist dir Benchmarking? Wie wichtig sind diese Ranglisten für deine Mitarbeiter und Gäste?
Matthias Winkler: In Zeiten eines überdimensionalen, nicht mehr überschaubaren Angebots bieten Rankings eine gute Orientierungshilfe. Gibt der Gast das Wort „Hotel“ in die Google-Suche ein, erscheinen zigtausende Suchergebnisse. Die 101 besten Hotels sind vielleicht in Zukunft einer der wichtigsten Ratgeber überhaupt. Bei der Suche im Fünf-Sterne-Segment geht es nicht unbedingt um die Optimierung des Preises, sondern primär um das schönste Erlebnis. Derartige Rankings leisten einen wesentlichen Beitrag, der nicht zu unterschätzen ist. Außerdem ist es auch für Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wichtig, in einem ausgezeichneten Unternehmen zu arbeiten. Auch intern wirkt so etwas stark und ist letztlich auch für den Unternehmer immer wieder ein erstrebenswertes Ziel. Es ist wichtig, dabei zu sein und trotzdem seine eigene, persönliche Linie zu verfolgen.
Eine Übernachtung im Hotel Sacher in Wien und weitere der 101 besten Hotels Deutschlands können Sie direkt unter travelgrand.ch buchen.